Iwagumi-Style Aquarium

von unserer Redakteurin Maren

Der Iwagumi-Stil 

Schon mal gehört? Der Iwagumi-Stil ist eine japanische Form des Aquascaping und sehr anspruchsvoll. Es werden nur ein oder zwei langsam wachsende Pflanzen verwendet, aber man bekommt sehr schnell Probleme mit Algen. Der Stil wurde 1985 von dem japanischen Fotografen Takashi Amano geprägt. Er erschuf seine Landschaft in einem 60 cm x 30cm x 30cm (50 Liter) Becken und nutzte Senmigawa Steine. Diese gesamte Fläche bepflanzte er mit Echinodorus tenellus und führte später rote Neons ins Aquarium ein. 

Sein zweites Iwagumi-Becken stattete er mit den gleichen Komponenten aus, aber dieses hatte die Maße 120x45x45.  

Der Iwagumi-Stil steht für die Schlichtheit von japanischem Design, wie auch für die Kultur, die darauf ausgelegt ist, Schönheit in den einfachen Dingen zu finden.  

Eigenschaften des Aquariums 

Iwagumi (岩組み) ist Japanisch und bedeutet “Felsformation“ oder “Anordnung von Steinen” und beschreibt damit die Haupteigenschaft des Stils. Ganz klassisch besteht der Aufbau aus drei großen Steinen und zwei kleineren. Die Herausforderung ist die Nachempfindung einer natürlichen Landschaft mit einfachen Mitteln und diese dann auch ästhetisch ansprechend zu gestalten.  

Iwagumi-Style Aquarium
Das klassische Iwagumi-Style Aquarium

Die Prinzipien 

Nicht jedes Iwagumi-Aquarium ist ein sogenanntes Sanzon-Iwagumi (drei-säulige Felsformation), manche haben mehr Felsen, aber es muss immer eine ungerade Anzahl sein (3, 5, 7,…). So soll von vornherein Symmetrie vermieden werden.  

Es gibt ein paar beliebte Steinarten die immer wieder verwendet werden: Seiryu, Manten und Ohko Steine. An sich ist es egal, welche Steine verwendet werden, solange sie zu einer Gattung gehören. Es gilt die Regel, dass die Steine gleich aussehen, aber in Form und Kontur unterschiedlich sein sollen.  

Unabhängig von der Anzahl der Steine im Becken hat jeder Stein einen Namen und eine Rolle: 

Oyaishi: Oyaishi ist der Hauptfokus-Punkt des Beckens. Er wird nach der Theorie des goldenen Schnittes platziert, nimmt damit genau 2/3 der Beckenhöhe ein und befindet sich 1/3 vom Rand entfernt. Oyaishi steht auch nicht gerade, sondern wird mit der Richtung des Wasserflusses geneigt, um so die Lage natürlicher Flusssteine zu imitieren.  

Fukuishi: Fukuishi ist der zweitgrößte Stein im Aquarium. Er wird Rechts oder Links von Oyaishi platziert und ähnelt ihm in Größe und Optik. Fukuishi soll den Hauptfokus ausbalancieren und so eine Spannung erzeugen.  

Soeishi: Der dritte Stein wird meist um Fukuishi und Oyaishi herum platziert, um deren Größe zu akzentuieren.  

Suteishi: Der viertgrößte Stein des Aquariums. Er wird auch “Opfer-Stein” genannt, da er später meist komplett mit Pflanzen bewachsen ist und nicht mehr sichtbar. Seine Aufgabe ist es alles zusammenzubringen und dem Becken seine Ästhetik zu verleihen. In einem Sanzon-Aqarium ist er nicht vorhanden.  

Skizzen für ein Iwagumi style Aquarium
Beispiele für Anordnungsskizzen

Beliebte Pflanzen 

Es sollten zwischen einer und drei Pflanzen verwendet werden, nicht mehr. Das kommt daher, dass nicht alles bewachsen sein darf. Die Steine sollen noch sichtbar sein.  

Beliebte kleine Bodendecker sind: 

  • Hemianthus callitrichoides Cuba (Cuba Perlkraut) 
  • Eleocharis acicularis & parvula (Nadelsimse) 
  • Glossostigma elatinoides 
  • Micranthemum umbrosum Monte Carlo 
  • Utricularia graminifolia 

Fische für dein Aquarium 

Auch bei der Auswahl der Fische sollte man im Hinterkopf behalten, dass sie die Ästhetik der ruhigen Atmosphäre nicht stören, sondern unterstreichen sollen. Es eignen sich kleinere Fische, die in Schulen (also Schwärmen), unterwegs sind.  

  • Schwarzer Neon (Hyphessobrycon herbertaxelrodi) 
  • Roter Neon (Paracheirodon axelrodi) 
  • Ahls Rotmaulsalmler (Hemigrammus rhodostomus) 
  • Glühlichtsalmler (Hemigrammus erythrozonus) 
  • Blehers Rotkopfsalmler (Hemigrammus bleheri) 
  • Keilfleckbärbling (Trigonostigma heteromorpha) 

Wie gesagt, sind die oben aufgeführten Fische Schwarmfische und sollten deshalb immer aus mindestens 10-12 Exemplaren einer Art bestehen. 

Problematiken und Hürden 

Das Aquarium sieht zwar sehr simpel und einfach aus, ist jedoch sehr schwer zu errichten. Die geringe Auswahl an Pflanzen, die sich zur Verwendung anbieten, macht es wichtiger sich mit Düngung und Filtern auszukennen. Sie müssen Spezifisch gewählt sein aber gerade der Aquariumfilter als mehr oder weniger „störender“ Fremdkörper, darf die Ruhe nicht stören. Er sollte also unauffällig platziert werden.

Ein weiteres Problem ist, dass das Becken sehr anfällig für Algenbildung ist. Bereits am Anfang können sich Algen auf den Oberflächen der Steine festsetzen. Um dies zu vermeiden, kann man entweder die Belichtungszeit auf 6 Stunden reduzieren oder die Pflanzen im Trockenverfahren anpflanzen.  

fischfakt – wie aus dem ff
"Fische brauchen wie Menschen Sauerstoff, den sie aber aus dem Wasser ziehen. Sie können ersticken, wenn nicht genug davon gelöst ist..."

Die Trockenstart Methode 

Diese Methode wurde 2007 von dem Aquaristen Tom Barr entwickelt. Sie ist weit verbreitet und sehr beliebt für Iwagumi-Aquarien. Wichtig ist das man Aquarium-Soil (Nährstoffreicher Grund) verwendet und eine feste Beleuchtung. 

So funktioniert es: 

  1. Nach dem Einpflanzen deiner gewählten Gewächse, besprühst du alles vorsichtig mit einer Wasserflasche. Danach bedeckst du das Becken mit einer Frischhaltefolie um die hohe Feuchtigkeit zu bewahren. Lasse eine kleine Öffnung in der Folie damit frische Luft zirkulieren kann. 
  1. Jetzt sollten die Pflanzen über die nächsten vier bis acht Wochen in ihrer emersen Form (außerhalb von Wasser) wachsen. 
  1. Schalte deine Lampen acht bis zehn Stunden am Tag an. 
  1. Besprühe den Grund einmal täglich, um die Feuchtigkeit stabil hoch zu halten. 
  1. Über die ganze Zeit verbrauchen die Pflanzen die Nährstoffe in der Aqua-Soul und bilden ihre Wurzeln aus. 
  1. Wenn die Pflanzen groß genug sind, kann das Becken mit Wasser gefüllt werden und ein Filter angeschlossen werden. Wichtig ist, dass noch keine Fische eingesetzt werden bis die Wasserwerte sich stabilisieren.  
  1. Jetzt solltest du deine Pflanzen regelmäßig trimmen und nach zwei bis drei Tagen einen großen Wasserwechsel durchführen.  

Das war eigentlich alles, was du wissen musst, um ein Iwagumi Aquarium anzulegen. Wenn ich dich anregen konnte, dich an diesem Stil auszuprobieren, würde mich das freuen.


War der Artikel hilfreich?
Meine Flosse habt ihr!